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Oma und das Jagdfieber
Meine Oma hält Kaninchen, Braune, silberne, schwarzweiß gescheckte. Schöne Kaninchen. Am schönsten sind sie zu Rahmsoße und Klößen. Oma ist schon alt, und manchmal vergißt sie, eine Stalltür zu schließen. Dann hoppelt das eine oder andere Kaninchen erst zaghaft, dann immer schneller durch den Garten.
An einem heißen Sommertag saß  Oma vorm Haus. Da begegnete ihr ein fetter brauner Sonntagsbraten. Oma wußte, wohin der Braten läuft, weg von Stall und Kasserol nämlich. Da packt sie das Jagdfieber. "Komm, mein Guter, komm her!" Das Kaninchen ließ sich zwar gut zureden, allein fangen ließ es sich nicht.
Gerade war Oma auf Zugreifdistanz heran, da nahm das Tierchen mit drei Sätzen Reißaus. Oma immer hinterher. "Elender Krüppel, elender, wenn ich dich erst kriege!" Die Sonne brannte. Die Oma keuchte. Und endlich keuchte auch das Kaninchen. Da packte Oma einen Stock und ...
Als sie dem Tier das Fell über die Ohren zog und dabei einen Blick in Richtung Kaninchenstall tat, da fiel ihr auf: Eigentlich steht nirgends eine Tür offen. 
Sie hielt das Schlachtmesser noch in den Händen, als die Nachbarin über den Zaun rief: "Die Christa sucht einen Hasen, hast Du keinen gesehen?" Die Oma antwortet nicht. Doch in der Abenddämmerung ging sie eiligen Schrittes die Dorfstraße entlang zu ihrer guten Bekannten Christa. Mit einem toten und - sozusagen als Tribut - einen jungen lebendigen Hasen.
Die Mittagsruhe dahin. Zwei Stunden geschwitzt und ein junges Kaninchen verloren. Einem Jagdfieber ist Oma seitdem nicht wieder erlegen. 

Martina Hunka

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